Ein Gespräch über den Tod – Teil 3
PJ: Was stirbt?
K: Alles, was ich äußerlich und innerlich angesammelt habe. Ich habe guten Geschmack, und ich habe ein gut gehendes Geschäft aufgebaut, das mir eine Menge Geld einbringt – ich habe ein schönes Haus, eine nette Frau, nette Kinder, einen schönen Garten. Und mein Leben hat all diesen Dingen Kontinuität verliehen. Das zu beenden.
PJ: Hast du etwas dagegen, wenn ich mir das ein bisschen genauer anschaue? Willst du damit sagen, dass mit dem Tod des Körpers von K auch sein Bewusstsein verschwindet? Diese Frage ist mir sehr wichtig.
K: Du hast von zwei Dingen gesprochen: von Ks Bewusstsein und vom Ende der körperlichen Existenz. Der Körper wird durch einen Unfall oder eine Krankheit sterben. Das ist klar. Und was ist das Bewusstsein dieser Person?
PJ: Ungeheuer großes, unendliches, überfließendes Mitgefühl.
K: Ja. Ich würde das nicht Bewusstsein nennen.
PJ: Ich benutze das Worte ›Bewusstsein‹, weil es in Verbindung mit Ks Körper steht. Mir fällt kein anderes Wort ein. Ich könnte auch ›der Geist von K‹ sagen.
K: Bleiben wir beim Wort ›Bewusstsein‹, wenn du nichts dagegen hast, und schauen wir es uns genauer an. Das menschliche Bewusstsein ist sein Inhalt. Der Inhalt sind alle Denkvorgänge. Sprache, Spezialisierung, Überzeugungen, Dogmen, Rituale, Schmerz, Einsamkeit, Verzweiflung, ein Angstgefühl – all das sind Denkvorgänge. Wenn diese Denkvorgänge aufhören, existiert kein Bewusstsein, wie wir es kennen.
PJ: Aber das Denken als Vorgang im Bewusstsein – wie wir es kennen – existiert in Ks Geist nicht. Und doch ist da ein Zustand des Seins, der sich manifestiert, wenn ich mit ihm in Kontakt bin. Er manifestiert sich selbst dann, wenn man es nicht auf das Denken reduziert.
K: Nein, nein. Man muss sehr vorsichtig sein, wenn man auf etwas hinweist: Bewusstsein, wie wir es kennen, sind die Denkvorgänge, ist ein Zeitablauf.
PJ: Ja.
K: Das muss dir ganz klar sein. Bewusstsein, wie wir es kennen, ist der Fluss der Gedanken. Und wenn das Denken nach dem Untersuchen endet – nicht auf der materiellen Ebene, aber auf der psychischen –, dann existiert das Bewusstsein, wie wir es kennen, nicht mehr.
PJ: Du kannst jedes andere Wort benutzen, aber es gibt einen Zustand des Seins, der sich als K manifestiert.
K: Ja; du hast vollkommen recht.
PJ: Welches Wort soll ich dafür benutzen?
K: Ich verlange nicht von dir, andere Worte zu benutzen, aber nehmen wir beispielsweise an, dass du durch Meditation – wirkliche Meditation und nicht das ganze alberne Zeug, das man dafür hält – zu einem Punkt gelangt bist, der absolut ist. Und du sprichst darüber.
PJ: Ja.
K: Und ich sehe das. Ich spüre es. Für mich ist das ein höchst außergewöhnlicher Zustand. Durch dich, durch meinen Kontakt mit dir, nehme ich diese Unermesslichkeit wahr. Und alles in mir drängt mich, diesen Zustand einzufangen. Du dagegen hast ihn – natürlich bist das nicht du, Pupul, die ihn hat. Er ist da. Er gehört weder dir noch mir, er ist einfach da.
PJ: Aber er ist da wegen dir.
K: Er ist nicht meinetwegen da. Er ist einfach da.
PJ: Wo?
K: Er ist nicht an einem bestimmten Ort.
PJ: Was du sagst, kann ich nur bis zu einem gewissen Grad akzeptieren.
K: In Ordnung … Zunächst einmal gehört dieser Zustand weder dir noch mir.
PJ: Ich weiß nur, dass er sich in der Person, die K genannt wird, manifestiert. Deshalb kann ich es nicht akzeptieren, wenn du sagst, dass er nicht an einem bestimmten Ort ist.
K: Natürlich, weil du K damit identifiziert hast.
PJ: Aber K ist das.
K: Warte … vielleicht. Aber K sagt, dass der Zustand weder etwas mit K noch mit irgendjemand anderem zu tun hat. Er existiert einfach. Schönheit gehört weder dir noch mir. Sie ist einfach da. In einem Baum, in einer Blume, sie existiert einfach.
PJ: Aber das Heilsame und das Mitgefühl in K ist nicht da draußen.
K: Natürlich nicht. Es ist nicht da draußen.
PJ: Ich spreche von dem Heilsamen und dem Mitgefühl von K.
K: Aber das ist nicht K. Das ist nicht das hier. (Deutet auf seinen Körper.)
PJ: Aber es wird aufhören, manifest zu sein; das meine ich, das will ich herausfinden.
K: Ich verstehe, ich verstehe. Natürlich, ich verstehe, was du sagen willst. Ich stelle das in Frage.
PJ: Was meinst du damit: »Ich stelle das in Frage?«
K: Es kann sich durch X manifestieren. Das, was manifest ist oder sich manifestiert, gehört nicht X. Es hat nichts mit X zu tun. Es hat nichts mit K zu tun.
PJ: Ich bin bereit, auch das zu akzeptieren – dass es K nicht gehört. Aber K und ›das‹ sind untrennbar.
K: In Ordnung, aber wenn du „das“ mit der Person identifizierst, kommen wir in eine sehr heikle Lage.
PJ: Ich will langsam vorgehen. Nehmen wir den Buddha als Beispiel. Was immer das Buddha-Bewusstsein gewesen ist oder was sich durch den Buddha manifestiert hat, hat aufgehört zu existieren.
K: Das stelle ich in Frage. Das bezweifle ich. Wir sollten hier sehr vorsichtig sein. Lass uns über den Buddha sprechen. Du sagst, dass das Bewusstsein Buddhas mit seinem Tode aufhörte zu existieren, nicht wahr? Es manifestiere sich durch ihn; er war ›das‹, und als er starb, verschwand ›das‹, wie du sagst.
PJ: Ich kann mich nicht erinnern, dass ich sagte, dass es verschwand. Ich sage nur, dass man nicht mehr damit in Kontakt treten konnte.
K: Natürlich nicht.
PJ: Warum sagst du: »Natürlich nicht?«
K: Weil er meditierte und all das. Er war erleuchtet, er hatte es erreicht. Deshalb existierte keine Trennung zwischen ihm und ›dem‹. Ich, sein Schüler, sage: »Mein Gott, er ist tot, und mit seinem Tod ist alles vorbei.«
PJ: Ja, es ist vorbei.