Intelligenz, Computer und der mechanische Geist – Teil 3

K: Ja, mach von hier aus weiter.

AC: Und du sagst, dass nichts, was dieser Geist tut, kreativ ist – auch nicht das Komponieren einer Symphonie, Einsteins Entdeckung oder das Schreiben von Gedichten. Es ist alles eine Weiterführung von Wissen, von Gedächtnisinhalten – bestenfalls Umstellungen und [neue] Kombinationen.

K: Natürlich, natürlich.

AC: In dem Moment, da man das [als Tatsache] anerkennt, heißt das, dass der Computer dem Menschen, dem menschlichen Geist in dieser Funktion zweifellos überlegen sein wird.

Achyut Patwardhan (AP): Was du sagst, läuft ja darauf hinaus,  dass der Entwicklungsprozess des Gehirns sein Ende erreicht hat. 

AC: Das ist richtig.

AP: Ich stelle das in Frage.

AC: Ich sage, dass der [menschliche] Geist, so wie er jetzt ist, das Gehirn, wie es jetzt ist, am Ende ist, weil dieses Gehirn durch ein anderes ersetzt werden wird, durch den Computer, der diese Funktionen übernehmen kann. 

AP: Das ist nur eine Hypothese. 

AC: Es ist keine Hypothese. Der Computer führt bereits viele Funktionen weit besser aus als der menschliche Geist. Er kann noch nicht alle übernehmen, aber deshalb arbeitet man ja daran. Warum sollte man davon ausgehen, dass die aus Wasserstoff und Kohlenstoff bestehende Materie, irgendetwas überlegen ist, das aus Siliziummolekülen besteht? Oder dass die elektrischen Schaltkreise im menschlichen Gehirn von Natur aus und für immer denen der Computer überlegen sein werden?

K: Achyutji, Asit, würdet ihr einem Punkt zustimmen, nämlich, dass der Computer wie der Mensch eine Entstehungsursache hat und dass alles, was eine Entstehungsursache hat auch ein Ende haben muss? Gibt es etwas, das keine Entstehungsursache hat? Wenn es so etwas gibt wie eine Bewegung ohne Ursache, dann ist das Schöpfung. 

Ravi Ravindra (RR): Du sagst also, dass es einen außer-gewöhnlichen Geist gibt. 

K: Nein. Damit habe ich mich noch nicht befasst. Nach vierzig- oder fünfzigtausend Jahren haben wir diesen Punkt erreicht – das Gehirn [des heutigen Menschen]. Und der Computer hat ebenfalls diesen Punkt erreicht. Es besteht kein großer Unterschied zwischen den beiden. Beide wurden vom Denken erschaffen. 

AP: Ich bin nicht bereit zu akzeptieren, dass das, was das menschliche Gehirn erschaffen hat, nun alle Fähigkeiten seines Schöpfers besitzt. Ist es das, was du sagen willst Asit? 

K: Nein. Das hat er nicht gesagt. Der Computer kann nicht die Sterne betrachten und ihre Schönheit sehen.

RR: Aber er kann es simulieren.

K: Natürlich. Aber er besitzt nicht das Wahrnehmungsvermögen des menschlichen Auges; er kann nicht in den Himmel schauen und sagen: »Was für eine wunderbare Nacht!«

Gibt es also ein Wahrnehmen, das kein Produkt des Denkens ist?

AC: Verfügt der menschliche Geist über eine solche Fähigkeit? 

K: Wahrscheinlich nicht. 

AC: Der Computer auch nicht. Aber in zwanzig oder dreißig Jahren wird er sie haben – er wird dem Menschen überlegen sein. 

K: Natürlich. Da bin ich geneigt, dir zuzustimmen. 

PJ: Und ich neige eher dazu, das in Frage zu stellen.

AP: Wir betrachten den menschlichen Geist, der den Computer erfunden hat, und du gehst davon aus, dass der menschliche Geist mit dem Erschaffen des Computers seine Möglichkeiten erschöpft hat. Die Mutter stirbt nach dem Erschaffen des Kindes, nachdem sie es zur Welt gebracht hat. Das ist es doch, was du sagst.

K: Nein. Nein.

AP: Ich weigere mich, das zu akzeptieren.

AC: Warum weigerst du dich, das zu akzeptieren? Der Mensch hat die Atombombe geschaffen, und diese Waffen können die Menschheit vernichten.

AP: Das stimmt.

AC: Warum streitest du dann ab, dass die Computer, die nun selbst immer neue Computer entwickeln und herstellen, welche wiederum bessere und schnellere Computer herstellen, den Menschen, der sie geschaffen hat, zerstören können?

RR: Und selbst wenn sie ihn nicht zerstören – warum kann das Kind nicht alle Fähigkeiten der Mutter haben?

Rupert Sheldrake (RS): Wieso müssen wir oder die Japaner oder die ganzen anderen Computerspezialisten, Regierungen und internationalen Konzerne diese Computer produzieren, wenn die Computer es bereits selbst können – ich meine, neuere, bessere und schnellere Computer produzieren?

AC: Nein, nein, das ist das Ziel. Die Computer können es noch nicht.

RS: Tatsache ist, dass es ein Ziel ist. In Wirklichkeit gibt es das noch nicht. Die Alchimisten haben früher lange Zeit versucht, Gold herzustellen, und sind gescheitert. Wir sprechen über Dinge, die meiner Meinung nach in das Reich der Fantasie gehören.

AC: Weißt du, was sie jetzt versuchen? Die Gentechniker haben sich mit den Computerspezialisten zusammen getan, und sie sagen: »Warum benutzt ihr Silizium? Das menschliche Gehirn besteht aus Kohlenwasserstoff-Verbindungen. Nehmen wir also Kohlenwasserstoff-Verbindungen. Nehmen wir Gehirnzellen und bauen Computer.« Und es gibt noch einen weiteren Ansatz: Unsere Gene sind so programmiert, dass bestimmte Zellen die Augen bilden, andere die Nase und so weiter. Könnte man den genetischen Code entschlüsseln, dann könnte man ihn so programmieren, dass die Zellen ein Gehirn werden oder ein Computer. In diesem Bereich wird sehr viel geforscht.