Es gibt eine Wirklichkeit, die den Geist verwandelt, wenn sie ihn erfasst – man muss nicht das Geringste tun. Diese Wirklichkeit tritt in Aktion, sie wird tätig, sie hat ihre eigene Wirkungsweise. Der Geist muss sie jedoch wahrnehmen, muss sie kennen, er darf keine Vermutungen anstellen und darf sich nicht alle möglichen Vorstellungen von ihr machen. Ein Geist, der nach ihr sucht, wird sie niemals finden, aber dieser Zustand existiert zweifellos.
Wenn ich das sage, stelle ich keine Vermutungen an und spreche auch nicht von einer vergangenen Erfahrung. Es ist so. Dieser Zustand existiert. Und wenn man diesen Zustand erfährt, stellt man fest, dass alles möglich ist, denn das ist Schöpfung, das ist Liebe, das ist Mitgefühl.
Krishnamurti in der Rede am 23. Dezember 1956 in Bombay
Krishnamurti über seine Reden
Wenn der Hinweis gestattet ist: Sie müssen alles anhören. Das ist keine Einladung, morgen wieder zu kommen. Das ist Ihre Sache. Mir ist es gleich, ob Sie kommen oder nicht, und das meine ich ernst. Aber wenn Sie die gesamte Angelegenheit verstehen wollen, das gesamte Leben als Ganzes, dann müssen Sie auch das Ganze anhören. Es ist ein ›Package‹, wie Sie das nennen. Nicht nur ein Kapitel daraus. Es ist ein ganzes Buch, das Sie lesen müssen. Es hat viele Kapitel, viele Absätze. Und dieses Buch sind Sie selbst. Und da wir über all diese Dinge in der nächsten Woche sprechen, muss man – wenn Sie dazu bereit sind – sich das als Ganzes anhören.
Schluss der ersten Rede in Ojai 1984
Die Gesamtausgabe in neuer Übersetzung
Jiddu Krishnamurti
Die Briefe an seine Schulen
Es ist das Anliegen dieser Schulen,
eine neue Generation von Menschen hervorzubringen.die frei von selbstbezogenem Handeln sind.
Diese Gesamtausgabe enhält alle 72 Briefe, die Krishnamurti zwischen 1968 und 1983 in vier Serien geschrieben hat, und nacheinander an die von ihm gegründeten Schulen in England, USA und Indien versendet wurden.
Die vollständige Neuübersetzung beruht auf der überarbeiteten Gesamtausgabe der Briefe, die der Krishnamurti Foundation Trust 2006 herausgegeben hat.
Da kein deutscher Verlag mehr für die Veröffentlichung der Briefe gefunden werden konnte, hat das deutschsprachige Krishnamurti Komitee über den Arbeitkreis für freie Erziehung e.V. (die juristische Form des Komitees) das Buch über einen Self-Publishing Anbieter unter dem Verlagslabel »Edition JK-DE« veröffentlicht; ISBN 978-3-00-070721-6, Buchhandelspreis € 21,90
Editorial
Nichts wird sich in der Welt ändern,
ändert sich nicht der Mensch!
So lautete die Überschrift eines Artikels im Hamburger Abendblatt vom 6. September 1956 über die erste Rede in der Hansestadt, die Krishnamurti am Vortag gehalten hatte. Eine Aussage, die auch heute, Jahrzehnte später nichts an Bedeutung verloren hat. Zumal in Europa gegenwärtig wieder Krieg herrscht und die Welt keinen Deut friedlicher und rücksichtsvoller geworden ist. Der globale Konkurrenzkampf zwischen den Großmächten nimmt deutlich zu, und wir hier in Europa sind Teil des Spiels. In weiten Teilen der Welt wird auf Wachstum der Wirtschaft und steigenden Konsum gesetzt, obwohl wir wissen, dass wir hier in Europa maßgeblich am Klimawandel und der Ausbeutung der Ressourcen beteiligt sind. Wenn alle Menschen auf dieser Welt auf unserem Niveau leben würden, ließe sich diese ständig schneller werdende Geisterfahrt der globalen Zivilisation schon längst nicht mehr steuern oder zum Stehen bringen.
Für Krishnamurti war klar, dass wissenschaftliche, technische, politische, ökonomische und soziale Anstrengungen allein zu keiner wirklichen Lösung führen können. Solange das Denken, Fühlen und Handeln von uns Menschen vom Eigeninteresse beherrscht wird, zerfällt die Welt im Gegeneinander und blockiert sich wechselseitig. Ein wirklich grundlegender geistiger Wandel ist dringend erforderlich.
In über 60 Jahren hat Krishnamurti rund um den Globus darüber gesprochen. Sein Anliegen war, den Menschen aus den Fesseln der persönlichen Weltsicht und Ich-Vorstellung zu befreien und ihm so die ganze Dimension des Lebens zu eröffnen. In einem so gearteten freien, ungeteilten und ungetrennten Bewusstsein wirken ursprüngliches Mitempfinden, Fürsorge und Verantwortlichkeit für das ganze Leben und alle seine Wesen. Das sind Eigenschaften, die alle weder erworben werden können noch müssen.
- Bernd Hollstein
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Krishnamurti über Erziehung, Bildung und Schulen
Das Leben zu verstehen heißt, sich selbst zu verstehen, und damit beginnt und endet alle Bildung und Erziehung.
Autorität und Erziehung, Kapitel 1
Eine andere Erziehung und Bildung anzubieten, war für Krishnamurti die wichtigste praktische Umsetzung der Lehre. Deshalb sind alle Reden, Gespräche und Schriften zu Bildung und Erziehung in einem eigenen Bereich zusammengefasst.