Brockwood 1983, Fragen & Antworten 1, Frage 3

K (liest eine Frage vor): Eifersucht und Misstrauen sind dabei, meine Beziehung zu jemandem zu vergiften. Gibt es irgendeine Lösung außer der, dass ich mich von jedem anderen Menschen zurückziehe, um nur mit ihm allein zu sein?

Warum lachen Sie? Das ist ein normales alltägliches Geschehen im menschlichen Leben.

Wie antworten Sie auf diese Frage? Wenn ich Ihnen diese Frage stellen würde, wie würden Sie damit umgehen? Was wäre Ihre Reaktion, Ihre Antwort auf diese Frage? Würden Sie lachen? Würden Sie sagen: »Ich bin nicht eifersüchtig?«

Wir wollen uns also gemeinsam mit dieser sehr schwierigen Frage beschäftigen. Eifersucht und Misstrauen sind dabei, Ihr Leben zu vergiften. Müssen Sie sich von anderen absondern, um mit ihm oder ihr zusammen sein zu können? Was kommt Ihnen in den Sinn? Warum besitzen wir Menschen? Bitte, wir sprechen miteinander. Warum besitze ich meine Frau? Und warum macht es meine Frau glücklich, wenn sie mich besitzt? Warum?

Zuhörer: Ich bin auf den Status angewiesen, und außerdem ist da die Angst, allein zu sein.

K: Und was bedeutet das? Wir stellen diese Frage, um mit der Eifersucht Schluss zu machen, nicht bloß um für den Rest unseres Lebens eifersüchtig zu bleiben. Wenn Sie die Eifersucht voll und ganz verstehen, wird sie – ähnlich wie das Verlangen – sehr einfach. Deshalb möchte ich herausfinden, warum ich eifersüchtig bin. Warum ich auf meine Frau eifersüchtig bin oder warum sie auf mich eifersüchtig ist. Liegt es daran, weil wir einander besitzen wollen? Und was heißt das? Was besitze ich? Den Körper, den Organismus? Und was ist damit gemeint? Zu herrschen, nicht wahr? Ich möchte sie besitzen. Warum möchte ich sie besitzen? Weil ich einsam bin. Sie tröstet mich, sie ist auf legale und moralische Weise mein. Die Kirche oder der Standesbeamte haben unserer Ehe ihren Segen erteilt, und ich halte sie fest. Warum? Weil ich einsam bin? Wenn ich einsam bin, möchte ich vor dieser gewaltigen Leere fliehen, die ich mit »einsam« bezeichne. Die Flucht und das Ziel meiner Flucht werden dabei wichtiger als alles andere. Ich fliehe vor meiner Frau zu einer anderen Frau, in Aktivitäten, ins Vergnügen oder indem ich Gott erfinde und an diesem Gott oder an meinen anderen Fluchtwegen festhalte, weil sie das einzige sind, was ich habe.

Deshalb besitze ich sie, und was bedeutet es, jemanden zu besitzen? Zu herrschen, mich mit ihr zu identifizieren. Das vermittelt mir ein Gefühl der Macht. Und zum Schluss sage ich, sie gehört mir. Und ich bin eifersüchtig, wenn sie fortgeht und mit jemand anderem spricht oder jemand anderen anschaut, weil sie mich meiner Festigkeit, meiner Sicherheit beraubt. Sie hat mich meiner Identität beraubt, in meine Einsamkeit getrieben. Und ich hasse das alles. Deshalb bin ich auf sie eifersüchtig. Das heißt, dass Eifersucht Hass, Zorn und Gewalt in sich birgt. Wissen Sie denn das alles nicht? Und ich kann sie nicht gehen lassen, und sie kann mich nicht gehen lassen. Und so leben wir. Eifersucht, Misstrauen und das tiefinnerliche Gefühl der Einsamkeit, dem man zu entfliehen versucht. Das ist unser Leben, das nennen wir Beziehung, Liebe.

Deshalb stellt man eine viel tiefergehende Frage: Ist Liebe Verlangen? Ist Liebe Vergnügen? Sie müssen auf diese Frage antworten, nicht ich. Es ist Ihr Leben, nicht das meine. Kann jeder Einzelne von uns diese Tatsache erkennen? Erkennen, was Besitzgier, Dominieren, Macht einem jeden von uns antun? Vielleicht erkennt es zuerst der Mann oder die Frau. Wird sie ihm dann helfen, das alles zu erkennen? Und ist er gewillt hinzuhören? Verstehen Sie das alles? Oder klingt es sehr eigenartig für Sie? Werden er oder sie dem anderen zuhören bis in die Tiefe, dass man im Grunde Angst hat, Angst davor, die eigene Sicherheit in der Beziehung zu verlieren? Wenn meine Sicherheit erschüttert wird, bin ich eifersüchtig. Wird meine Frau mir zuhören? Oder könnte ich mich von der Eifersucht freimachen und zu ihr sagen: »Schau her, meine Liebe, ich liebe dich, aber ich besitze dich nicht«. Könnte ich das sagen? Ich bin frei von dir und du bist frei von mir. (Das bedeutet nicht freie Liebe, dass man sich einen neuen Mann oder eine neue Frau nimmt.) Man muss das ganze Problem sehen, nicht bloß fragen, wie man sich von Eifersucht oder Misstrauen befreien kann, sondern das ganze Problem der Beziehung sehen, das sehr kompliziert ist. Und das erfordert Empfindsamkeit und Feingefühl.

Zuhörer: Ich kann es sehen.

K: Aber werden Sie auch etwas in der Richtung unternehmen? Man kann das alles wortwörtlich verstehen. Aber was hat es für einen Wert, wenn ich für den Rest meines Lebens eifersüchtig bleibe – Eifersucht, die mich psychologisch verletzt. Ich bin innerlich verletzt, und ich trage diese Kränkung, diese Eifersucht und dieses Misstrauen mit mir herum. Sollte man so leben? Deshalb hat es wirklich wenig Sinn, das alles bloß intellektuell zu erkennen. Wenn Sie aber sagen »Sieh her, ich bin eifersüchtig, wir wollen uns damit befassen. Wir wollen sehen, ob das aufhören kann?«, dann kann ich fragen, ob ich überhaupt irgendetwas besitze! Bin ich an meine Frau, meinen Mann, an meine Ideale, meinen zukünftigen Erfolg gebunden? Sie kennen das, gebunden! Sobald Sie gebunden sind, ist Eifersucht da, gibt es Angst und Schmerz. Wenn Sie das richtig klar erkennen, wird die Sache ganz einfach. Aber Sie wollen das nicht richtig erkennen, weil Sie so leben wollen, wie Sie seit Jahrmillionen leben.