Der Schauspieler – Teil 1

Die Straße wand sich zwischen den niedrigen Hügeln meilenlang hin und her. Die sengenden Strahlen der Nachmittagssonne lagen golden auf den Hügeln, und einige wenige verstreut stehende Bäume warfen tiefe Schatten, die von ihrem einsamen Dasein erzählten. Es gab keinerlei menschliche Behausung in weitem Umkreis; hier und dort sah man vereinzelt ein paar Rinder, und nur selten tauchte ein anderes Auto auf der glatten, gut unterhaltenen Straße auf. Der Himmel war im Norden tiefblau, aber grell blendend im Westen. Das Land war merkwürdig lebendig, obwohl kahl und einsam und schien so weit entfernt von menschlichen Freuden und Leiden. Man sah weder Vögel noch wilde Tiere, nur ein paar Eichhörnchen liefen mitunter eilig über den Weg. Nirgends war Wasser, außer an ein oder zwei Stellen, wo das Vieh graste. Zur Regenzeit würden sich die Hügel mit sanftem, einladendem Grün bedecken, jetzt aber sahen sie hart und streng aus und trugen die Schönheit vollkommener Ruhe.

Es war ein seltsam erfüllter und gespannter Abend; wie sich die Straße durch die welligen Hügel hin und her wand, war es, als ob die Zeit stillstand. Ein Schild am Wege besagte, es sei achtzehn Meilen bis zur Hauptstraße, die nach Norden führte, man würde also etwa eine halbe Stunde bis zur Kreuzung brauchen: Zeit und Entfernung. Doch in diesem Augenblick vor dem Wegweiser hatten Zeit und Entfernung zu bestehen aufgehört. Der Augenblick ließ sich nicht messen, er hatte weder Anfang noch Ende. Der blaue Himmel und die goldenen Hügelwellen waren da – weit ausgebreitet und ewig –, aber sie waren innerhalb der Zeitlosigkeit. Augen und Bewusstsein waren aufmerksam auf die Straße gerichtet, die dunklen, einsamen Bäume sahen stark und lebendig aus, und jeder einzelne Grashalm auf den sich rundenden Hügeln war deutlich sichtbar. Das späte Nachmittagslicht lag so still auf den Bäumen und Hügeln, und das einzig Bewegliche war der schnell fahrende Wagen. Das Schweigen zwischen unseren Worten kam auch aus dieser unermesslichen Stille. Der Weg würde einmal enden, in einen anderen übergehen, und dann irgendwo aufhören; die stillen, dunklen Bäume würden einmal fallen, ihr Staub sich verstreuen und verloren gehen; zur Regenzeit würde zart grünes Gras aufsprießen und auch wieder verwelken.

Leben und Tod lassen sich nicht trennen, ihre Trennung bedeutet das Entstehen ewiger Furcht. Trennung ist der Beginn von Zeit; und Furcht vor dem Ende gebiert den Schmerz des Beginnens. Unser Denken verfängt sich in diesem Kreislauf und spinnt daraus das Gewebe der Zeit. Denken ist der Ablauf und das Ergebnis von Zeit, es kann niemals Liebe nähren.

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Er hatte schon einigen Ruf als Schauspieler und war dabei, sich einen Namen zu machen, aber er war noch jung genug, um zu suchen und zu leiden.

»Warum wird man Schauspieler?« fragte er. »Für manche ist das Theater nichts als ein Mittel zum Lebenserwerb, anderen bietet es Gelegenheit, ihre eigene Eitelkeit zur Schau zu tragen, und wieder andere finden große Anregung darin, die verschiedensten Rollen zu spielen. Außerdem ist die Bühne eine großartige Flucht vor dem wirklichen Leben. Für mich gelten alle diese Gründe, und vielleicht spiele ich auch – ich sage das etwas zögernd –, weil ich von der Bühne herab Gutes zu tun hoffe.«

Bestärkt das Schauspielen nicht immer die Person, das Ich? Wenn wir uns für einen anderen ausgeben und uns verkleiden, wird allmählich Pose und Maske zur täglichen Gewohnheit und überdeckt die vielen, einander widersprechenden Formen des Ich, wie Gier, Hass und so weiter. Das Ideal ist eine Pose oder Maske, um Tatsächliches oder Wirkliches zu verhüllen. Kann man von der Bühne wirklich Gutes tun?